Thorsten Faas, Gewinner der Themenrunde „Demokratie” (2022), berichtet über den Einsatz seines Preisgelds: „Ready to vote?”

Foto: Sebastian Dudey

Welche Rolle spielen Digitalisierung und „Fake News“ für die Demokratie? Was sind populistische Positionen? Das Interesse der Schüler*innen an diesen hochaktuellen Fragen der Themenrunde Demokratie bei I’m a Scientist hat mich als Politikwissenschaftler sehr begeistert. Und dann habe ich für meine Teilnahme an der Fragerunde sogar noch 500 Euro gewonnen! Mir war sofort klar, dass die Europawahlen 2024 die perfekte Gelegenheit bieten würden, dieses Geld sinnvoll für junge Menschen einzusetzen: Denn erstmals durften in diesem Jahr 16- und 17-Jährige bei einer bundesweiten Wahl mit abstimmen. Und Wahlen sind nun einmal das, womit ich mich als Wahlforscher am liebsten und intensivsten beschäftige. Die Streitfragen rund um das Wahlalter sind mir dabei ein besonderes Anliegen.

Zum Kontext: In Berlin war das „Wählen ab 16“ im Juni 2024 nichts komplett Neues. Wir kannten das schon, unter anderem von den Wahlen auf Bezirksebene. Aber umstritten war die Absenkung des Wahlalters trotzdem, wie überall in Deutschland. Die Wahlaltersgrenzen sind hierzulande je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Die Hauptfrage der Kritiker*innen eines abgesenkten Wahlalters lautet immer: Sind so junge Menschen überhaupt „Ready to vote?“

Genau so hieß dann auch unsere Diskussionsveranstaltung an der Urania Berlin zwei Tage vor der Europawahl, genauer gesagt am 7. Juni 2024. Von meinem Preisgeld haben wir für diese Veranstaltung Freikarten an Schüler*innen vergeben. Denn für sie war dieser Abend gedacht: Für junge Menschen kurz vor ihrer ersten Wahlerfahrung; um ihre Fragen, Interessen und Meinungen sollte es in erster Linie gehen. 

Foto: Sebastian Dudey

Auf dem Podium saßen (zusammen mit mir): Julia Koschmieder, Politiklehrerin am Georg-Büchner-Gymnasium Berlin, die Erstwählerin Lilly Poeschelstellvertretend für die 1,4 Millionen jungen Menschen, die zum ersten Mal eine Wahlbenachrichtigung erhalten hatten –, sowie der Lehrer und Influencer Niko Kappe, der als „nikothec“ auf TikTok mehr als eine Million Follower hat, und Shakuntala Banerjee, zum Zeitpunkt der Veranstaltung stellvertretende Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin und langjährige ZDF-Korrespondentin aus Brüssel.

Der Abend war bewusst interaktiv angelegt, es sollte vor allem ein Gespräch mit den jungen Menschen im Publikum werden. Das war durchaus spannend: Wie gut fühlen Sie sich über die Wahl informiert? Woher beziehen Sie Ihre Informationen? Ärgern Sie sich über den „Flickenteppich“ beim Wahlalter in Deutschland? Wie erleben Sie Demokratie und politische Bildung in der Schule? Und vor allem: Sind Sie „Ready to vote“? Rund um diese Fragen entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, bei der auch ich viele wertvolle Eindrücke mitgenommen habe.  

Wir hätten uns gefreut, wenn noch mehr Jugendliche an diesem Abend in die Urania gekommen wären. Ich könnte mir daher gut vorstellen, das Format noch einmal in ähnlicher Form zu wiederholen – denn das Thema bleibt spannend, auch weil die 16- und 17-Jährigen, die bei der Europawahl abstimmen durften, bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 wieder nicht dazu eingeladen sind. Es bleibt also eine Menge Stoff für Wahlforscher*innen wie mich. 

Herzlichen Dank auf jeden Fall an I’m a Scientist, dass wir für unsere Veranstaltung zur Europawahl Freikarten vergeben konnten! 

Posted on Dezember 11, 2024 by modleya in Neuigkeiten. Markiert , , , , . Kommentare deaktiviert für Thorsten Faas, Gewinner der Themenrunde „Demokratie” (2022), berichtet über den Einsatz seines Preisgelds: „Ready to vote?”