Du bist bereits seit 2022 bei I’m a Scientist aktiv und hast an verschiedenen Themenrunden teilgenommen. Wie kam es dazu, dass du bei I’m a Scientist mitgemacht hast? Hattest du schon vorher Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation?
Wir haben an unserem Institut einen von unserer PR-Gruppe herausgegeben internen Newsletter. Darin wurde im Februar 2022 über I’m a Scientist berichtet. Die Möglichkeit, in den direkten Austausch mit Schüler*innen zu treten, fand ich spannend und habe mich direkt für die Themenrunde „Wissen“ beworben. Zum Glück mit Erfolg. 😊
Mit welchen Erwartungen bist du in die Themenrunde „Künstliche Intelligenz“ hineingegangen?
Die Themenrunde „Künstliche Intelligenz“ war, wenn ich mich nicht verzählt habe, die vierte Themenrunde, an der ich bei I’m a Scientist teilgenommen habe. Natürlich habe ich gehofft, auch mal eine Themenrunde zu gewinnen. Aber generell ist meine Hoffnung immer, dass ich mit möglichst vielen Schüler*innen in Kontakt treten kann, um ihnen ein wenig von meiner Arbeit erzählen zu können. Und dass ich dabei noch meine Meinung zu Zukunftstechnologien (obwohl, ist KI noch eine Zukunftstechnologie? Sie ist ja schon sehr präsent) teilen kann, ist ein schöner Bonus.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und vielleicht auch für deine Forschung mit?
Ich nehme mit, dass es bei den Schüler*innen durchaus Ängste gibt, was die Zukunft von KI angeht. Wo wird all das hinführen? Wie viele Arbeitsplätze wird das kosten? Macht KI unsere Kunst kaputt? Das waren alles Fragen, die immer wieder gestellt wurden. Das bedeutet für mich, dass ich versuche zu kommunizieren, was KI ist. Ich möchte den Schüler*innen erklären, wie KI funktioniert und welche Vor- und Nachteile KI haben kann.
Hast du schon Pläne, was du mit deinem Preisgeld von 500 Euro machen möchtest und wenn ja, könntest du uns in ein paar Sätzen zusammenfassen, was du geplant hast?
Seit diesem Jahr bin ich einmal im Jahr an meinem alten Gymnasium an der Bayreuther Straße in Wuppertal (das auch bei I’m a Scientist mitmacht) und erzähle dort von meiner Arbeit am Institut. Mit dem Preisgeld würde ich daraus gerne einen Workshop für Schüler*innen machen, in dem wir uns aktiv mit Zukunftstechnologien befassen. Zum Beispiel mit KI und mit den Ängsten, die mit dieser Technologie verbunden sind.
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an I’m a Scientist teilzunehmen?
Ich würde ihnen raten, es auf jeden Fall wenigstens einmal zu machen. Die Diskussionen mit Schüler*innen bei I’m a Scientist sind extrem unterschiedlich, da man mit Schulen aus verschiedenen Teilen Deutschlands und mit verschiedenen Klassenstufen chattet. Da überlegt man dann schon, wie man die eigenen Themen „zielgruppengerecht“ kommuniziert. Das ist eine schöne Herausforderung für jede*n Wissenschaftler*in, denke ich.
Gab es eine Frage in den Chats, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
Klar, die Frage „Ronaldo oder Messi“? 😊 Messi natürlich. Aber Spaß beiseite, tatsächlich gab es eine Frage, die von mehreren Schüler*innen gestellt wurde, nämlich ob KI irgendwann die Welt übernehmen wird. Beim Antworten ging es dann darum, darauf einzugehen, ob KI irgendwann mal ein Bewusstsein entwickeln und dann autonom von Menschen agieren könnte. Das ist tatsächlich eine spannende philosophische Frage. Es deutet zwar aktuell nichts darauf hin, dass ein Computer irgendwann einfach mal so Bewusstsein erlangt, aber man landet dann sehr schnell bei der Frage, was menschliches Bewusstsein eigentlich ist und ob eine KI so etwas erlangen oder simulieren kann und ob das überhaupt einen Unterschied macht. Wie gesagt, sehr philosophisch, aber durchaus spannend.
Dr. Miloš Jovanović ist Gruppenleiter von Technology Foresight and University Hub TFU am Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT in Euskirchen. Seine Gruppe arbeitet an der Entwicklung, Beobachtung und Einführung neuer IT-Tools und Methoden, die die wissenschaftliche Arbeit am Institut im Bereich der Zukunftsforschung und speziell der Technologievorausschau unterstützen können. Ein aktueller Schwerpunkt ist die Nutzung von KI in der Zukunftsforschung. Seine Gruppe koordiniert außerdem die Hochschulanbindung des Fraunhofer INT an die deutsche Hochschullandschaft. Er forscht und publiziert u. a. im Bereich Bibliometrie und Patentometrie sowie zur Visualisierung von Daten. Er war als Projektkoordinator und Work Package Leader aktiv in FP7 und H2020 Projekten. Miloš Jovanović ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, der TH Köln sowie der TH Ingolstadt. Er hat neuere und neueste Geschichte, Politik-, Medien- und Informationswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf studiert. Seine Promotion beschäftigte sich mit einem szientometrischen Thema, nämlich der Frage, wie sich wissenschaftliche Themen in Grundlagen- und angewandter Forschung sinnvoll klassifizieren lassen.