Wie kam es dazu, dass du bei I’m a Scientist mitgemacht hast?
Ich habe von dem Projekt über Kolleginnen gehört, die im letzten Jahr dabei waren und es empfohlen haben. Ich fand die Idee gut und das Thema passend für meine Expertise.
Hast du schon vorher Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation mit Schüler*innen gesammelt?
Tatsächlich sehr wenig. Ich war letzten Herbst beim ARD Jugendmedientag zu Gast, da gab es ein wenig Austausch mit Schüler*innen. Auch das war schon eine spannende Erfahrung, da man mit solchen Fragen, aber teils auch Sorgen im wissenschaftlichen Alltag kaum konfrontiert ist. Das war jetzt in den Chats übrigens wieder ähnlich.
Wie war der Austausch mit den Schüler*innen?
Toll, abwechslungsreich und auch herausfordernd. Es waren viele Fragen, teils zu ganz unterschiedlichen Themen (zum Beruf als Wissenschaftler, zu Politik und Gesellschaft allgemein und natürlich zu KI) und auch auf unterschiedlichem Niveau – manche Schüler*innen hatten offenbar schon mehr Vorwissen oder Vorbereitung, andere weniger. In sehr kurzer Zeit eine hoffentlich verständliche (und nicht zu lange) Antwort zu geben, war eine gute Herausforderung. Manchmal hab ich mich auch geärgert, wenn ich in tollen Antworten von Kolleg*innen noch etwas gelesen habe, das ich selbst vergessen oder vielleicht nicht ganz klar dargestellt habe. Für die 30 Minuten des Chats tippt man sich auf jeden Fall die Finger wund. Ich hoffe vor allem, die Schüler*innen konnten was mitnehmen.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und deine Forschung mit?
Grundsätzlich besteht beim Thema KI und Politik großes Interesse. Es gibt aber auch einige Sorgen, das hat sich hier nochmal bestätigt. Was mir nochmal stärker klar wurde, ist, dass einige Fragen und Sorgen eher genereller Natur sind, unsere Forschung aber oft sehr spezifische Fragen stellt oder Details fokussiert. Da sollte man das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren.
Gab es eine Frage in den Chats, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
Dass mein Lieblingseisbecher (Erdbeerbecher natürlich!) infrage gestellt wurde. Spaß beiseite. Mir ist keine einzelne Frage spezifisch in Erinnerung geblieben. Aber zwei Gesamteindrücke. Die Mehrzahl der Schüler*innen ist gut informiert und hat einen sehr reflektierten Umgang mit KI. Ein paar wenige, ich weiß nicht, ob diese vielleicht etwas jünger waren, haben aber auch die Tendenz gezeigt, KI zu überhöhen und – etwas verkürzt – als übermächtig bzw. unausweichlich zu betrachten. Solche Tendenzen sieht man auch deutlich in der neuen US-Regierung und das halte ich für ein sehr problematisches und falsches Narrativ. Und für mich selbst ist mir aufgefallen, dass man gut aufpassen sollte, eine persönliche Meinung, die natürlich legitim ist, und wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst gut erkennbar zu trennen.
Weißt du schon, was du mit deinem Preisgeld machen möchtest?
Noch nicht direkt, aber ich freue mich sehr über das Preisgeld. Wir haben eine gute Wissenschaftskommunikationsabteilung im Haus und mit denen werde ich beratschlagen, was eine sinnvolle Verwendung sein könnte. Wir haben z. B. einen Podcast, in dem war ich auch neulich zu Gast. Vielleicht könnte man sich da etwas mit Schüler*innen überlegen oder Klassen besuchen. Oder wir machen ein kurzes Infovideo.
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an I’m a Scientist teilzunehmen?
Macht mit, es ist eine tolle Erfahrung! Übernehmt euch aber nicht in der Anzahl der Chats. Das kann sehr intensiv werden.

Dr. Michael Reiss ist Postdoc am Leibniz-Institut für Medienforschung |Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Er forscht zu politischer Kommunikation, Nachrichtennutzung und generativer KI im Kontext politischer Informationen. Zudem hat seine Arbeit einen methodischen Schwerpunkt im Bereich der Computational Social Science.