Wie kam es dazu, dass du nun bereits zum zweiten Mal bei I’m a Scientist mitgemacht hast?
Das ergab sich. In den vorherigen Interviews hatte ich gelesen, dass Teilnehmer*innen schon mehrfach dabei waren. Da ich die Demokratie für ein hohes Gut halte, mir der Gefahren von KI-Systemen bewusst bin und ich mich weiterhin sinnvoll mit den Fragestellungen von Jugendlichen in Bezug auf KI beschäftigen wollte, ergab es Sinn, sich noch einmal zu bewerben. Es hat funktioniert. Ich durfte noch einmal bei I’m a Scientist teilnehmen.
I’m a Scientist für deutschsprachige Schulen gibt es bereits seit 2020. Es ist bisher noch nie passiert, dass ein*e Forschende*r zweimal gewonnen hat. Wir sind beeindruckt! Wie fühlt sich dieser Erfolg in Serie für dich an?
Großartig! Es war auch sehr überraschend für mich, da ich daran gar nicht mehr gedacht und damit auch nicht gerechnet hatte. Insgesamt hatten wir als Forscher*innen in dieser Runde sehr viel Spaß. Dieses Mal war es nicht nur mit den Schüler*innen wie ein Ping-Pong, sondern auch mit einigen Forschenden. Insbesondere mit Milos Jovanovic hat es sehr viel Spaß gemacht. Auch die Erklärungen von Cornelia Sindermann sind mir in Erinnerung geblieben. Und wie ihr schreibt, war die Entscheidung sehr knapp.
Mit welchen Erwartungen bist du in die Themenrunde Demokratie und KI hineingegangen?
Ehrlicherweise hatte ich die Erwartung, dass ich viel über die Bedenken bezüglich KI im Kontext mit Demokratie lernen werde. Ich hatte auch erwartet, dass einige der Schüler*innen knackige Fragen mitbringen würden und dass es vielleicht etwas chaotischer werden würde, weil das Thema politischer ist. Diese Erwartungen wurden durchaus und vollends erfüllt.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und vielleicht auch für deine Forschung mit?
Persönlich nehme ich die Erfahrung mit, dass die Schüler*innen, mit denen ich gechattet habe, sich sehr für Demokratie sowie ihre Erhaltung und Sicherung interessieren und einsetzen. Das ist ein schönes Gefühl und gibt Sicherheit.
Für meine wissenschaftliche Arbeit nehme ich aus dieser Runde, wieder Ideen für Projekte mit Studierenden mit, bzw. Ideen für die Entwicklung von Softwareprototypen oder wissenschaftliche Ausarbeitungen.
Für meine direkte Forschung in der Anwendung von KI fand ich es sehr erstaunlich, dass Schüler*innen wohl eher Co-Pilot als ChatGPT nutzen. Hier werde ich wohl noch einmal einhaken, auch vor dem Hintergrund des Wandels von Arbeit. Ebenfalls nehme ich mit, dass ich beim Onboarding der nächsten Studierenden direkt mehr auf die Nutzung von KI-Systemen im Rahmen des Studiums eingehen werde. Hier gab es auch einige Diskussionen in den Chats. Das gehört vielleicht nicht direkt zum Thema der Runde, ist aber auch sehr wichtig.
Weißt du schon, was du mit deinem Preisgeld von 500 Euro vorhast und wenn ja, kannst du in ein paar Sätzen erklären, welches Projekt es sein wird?
Das weiß ich noch nicht genau. Ich überlege, es für etwas Vergleichbares wie das letzte Preisgeld zu verwenden. Hier muss ich erst etwas Luft zum Planen haben. In drei Wochen werde ich das genauer wissen. Aktuell bin ich mitten in Vorlesungen und Prüfungen.
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an I’m a Scientist teilzunehmen?
Mach mit, wenn du dich traust 😉.
Es macht sehr viel Spaß und es ist sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich und vielfältig die Schüler*innen und auch die Teilnehmer*innen sind, die bei dieser Veranstaltung zusammen kommen. Ich habe in den letzten zwei Runden sehr interessante Personen kennengelernt, konnte mein Wissen erweitern und vor allem reflektieren und einordnen.
Und es ist manchmal herrlich chaotisch – ich verstehe da durchaus den Zusatz „Get me out of here“ 😂. An dieser Stelle ein dickes Lob an die Moderator*innen der verschiedenen Themenrunden 😁. Gefühlt dürfen diese den einen oder anderen Nervenzusammenbruch erlitten haben…
Gab es eine Frage in den Chats, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
Eher keine einzelne Frage, sondern die Fragengruppierungen fand ich dieses Mal sehr bemerkenswert.
Zum einen kam über die Chats hinweg immer wieder Fragen zu dem Thema auf, wie KI bei der Auszählung von Wahlen helfen und Ergebnisse sicherstellen kann. Das fand ich mutig und aus dem Diskurs heraus auch sinnig. Das sind gute Ideen, um einen demokratischen Prozess sicherer zu gestalten.
Zum anderen wurde stark danach gefragt, wie der Meinungsbildungsprozess einer KI aussieht, wie der Bias einer KI festgelegt wird, wer diesen festlegt, bzw. welche Sicherungsmechanismen es gibt und wie politisch eine KI jetzt schon in ihren Antworten ist. Es war sehr auffällig, dass viele Schüler*innen dazu Fragen hatten und die Systeme auch hinterfragen. Und Hinterfragen ist etwas, was zu den täglichen Aufgaben eine*r Wissenschaftler*in gehört, um neues Wissen zu schaffen. Das war mir sehr sympathisch.
Knut Linke ist Professor für Informatik im dualen Studium an der International University of Applied Sciences (IU) am Standort Hannover. Im Fokus seiner Lehre steht dabei die solide und zeitgemäße Entwicklung von Software und die Analyse von Daten und Informationen. Im Rahmen seiner Forschung beschäftigt sich Knut mit der Nutzung und Auswirkung von neuen Medien, wie aktuell von KI-Systemen, auf Beruf und Lehre. Vor seiner Professur arbeitete er mehrere Jahre in der Wirtschaft. Anschließend forschte er zur Informatisierung der Arbeit, den beruflichen Anforderungen an Informatiker*innen sowie zu E-Learning.