Wie kam es dazu, dass du bei I’m a Scientist mitgemacht hast? Hattest du schon vorher Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation? Und war es dein erster Kontakt in diesem Rahmen mit der Zielgruppe Schüler*innen?
Auf die Idee, mich bei I’m a Scientist zu bewerben, bin ich dank einer sehr positiven Infomail von Heiko Stullich gekommen. Heiko sorgt – wie auch die anderen Mitarbeiter*innen aus dem Team von Kamal Bhattacharya – an unserer Hochschule dafür, dass wir in der Lehre und Forschung über Möglichkeiten informiert werden, wie wir uns wissenschaftlich austauschen können. Die Idee und das Thema fand ich super. Mich sprach vor allem an, dass es mal nicht der normale „Transfer in den Wettbewerb“ bzw. die normale Form von Wissenschaftskommunikation für Forschende ist. Bisher war ich hauptsächlich auf wissenschaftlichen Konferenzen vertreten und nur vereinzelt in der Wissenschaftskommunikation im Kontext von Öffentlichkeitsarbeit tätig. Mit der Zielgruppe Schüler*innen hatte ich in der Vergangenheit bereits Kontakt. Dieser war allerdings meistens sehr formalisiert, da es sich um Probevorlesungen oder Expert*innenvorträge gehandelt hat. Von daher hat es mich sehr gefreut, ungefiltert Fragen von Schüler*innen zu bekommen.
Mit welchen Erwartungen bist du in die Themenrunde Künstliche Intelligenz hineingegangen?
Ich war eher davon ausgegangen, dass es bei den Fragen der Schüler*innen vor allem darum gehen wird, wie KI-Techniken funktionieren und wie man diese in der Schule einsetzen kann. Damit lag ich (zum Glück) zum Teil richtig falsch mit! Es hat mich sehr überrascht, wie vielfältig die Fragen der Schüler*innen waren und wie kritisch KI, im Kontext einer gesellschaftlichen Nutzung und der damit einhergehenden Beeinflussung von Personen, von den Schüler*innen wahrgenommen wird. Hier fand ich es auch beeindrucken, wie sich die Schüler*innen zum Teil vorbereitet hatten.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und vielleicht auch für deine Forschung mit?
Ich nehme mit, dass sich Jugendliche durchaus nachhaltig Gedanken zum Thema KI machen. Natürlich sprechen die teilnehmenden Schüler*innen nur für einen kleinen Teil aller Schüler*innen, aber die Perspektiven sind schon sinnvoll und sollten auch in der Lehre bzw. der Auseinandersetzung mit dem Einsatz von KI-Systemen miteinbezogen werden – z. B. im Bereich der Transparenz, des Aufbaus und des Verhaltens von KI-Systemen oder der Nachvollziehbarkeit von KI-Systemen.
Für meinen Forschungsbereich nehme ich mit, dass ich mich neben den Auswirkungen von KI-Systemen auf Berufsfelder und den Arbeitsalltag auch darauf konzentrieren kann, Rahmenbedingungen und Herausforderungen im Verständnis von KI-Systemen niederschwellig und zielgruppenorientiert zu kommunizieren. Darüber muss ich im Detail noch nachdenken …
Weißt du schon, was du mit deinem Preisgeld von 500 Euro vorhast und wenn ja, kannst du in ein paar Sätzen erklären, was das ist?
Vor der Themenrunde hatte ich angedacht, dass ich das Preisgeld dazu nutzen werde, meine Studierenden zu unterstützen, ihre Ergebnisse kommunizieren zu können und sich mit anderen auszutauschen. Während der Teilnahme habe ich gemerkt, dass das nicht so ganz zu I’m a Scientist passt. Ich denke, das Preisgeld sollte eher für eine zielgruppenorientierte Wissenschaftskommunikation eingesetzt werden und hierfür hat die Themenrunde genau die richtigen Impulse gesetzt. Aktuell plane ich eine für Kinder und Jugendliche geeignete Kurzveröffentlichung zum Thema KI. Darin werde ich auf die Fragen und Impulse aus den verschiedenen Runden eingehen. Das Ganze soll im Laufe des Jahres realisiert werden. Das Preisgeld wird für die Produktion und den Druck der Veröffentlichung sowie für die Verbreitung von Belegexemplaren -an die Zielgruppe von I’m a Scientist genutzt. Dies bedeutet, dass z. B. die Schulen, die ich aus den Chats kenne, ein Andenkenexemplar bekommen.
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an I’m a Scientist teilzunehmen?
Wenn es eure Zeit zulässt und ihr daran Spaß habt, euch mit Fragen auseinanderzusetzen, welche euch mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Person auf einer Konferenz oder in einem Hörsaal stellen wird: Bei I’m a Scientist seid ihr richtig! Ich persönlich hatte sehr viel Spaß und die Chats, an denen ich teilgenommen habe, sind mir allesamt positiv im Gedächtnis geblieben.
Gab es eine Frage in den Chats, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
Ja, da gibt es sogar mehrere. Diese habe ich auch mit Freunden schon besprochen, weil die Fragen sehr schön und direkt gewesen sind. Am stärksten ist mir allerdings die Frage: „Kann die KI eine Medizin erstellen, die Menschen von Krankheiten befreien, bzw. Brüche schneller verheilen lassen kann?“ in Erinnerung geblieben und da vor allem der zweite Teil, dass Brüche schneller verheilen sollen. Über diese Frage habe ich mit mehreren Personen später auch privat diskutiert. Hierzu will ich anmerken, dass keine dieser Personen oder ich selber einen medizinischen Hintergrund haben. Wir hatten allerdings aus dem Bereich der Informatik und Datenverarbeitung ein paar Ideen, wie man hier verschiedene KI-Systeme praktisch einsetzen könnte, welche Anwendungen man dafür wie programmieren müsste und welche Daten notwendig wären. Wir haben sozusagen (gedanklich) eine (theoretische) Lösung für ein Problem gefunden, über das ich so nie nachgedacht hätte.
Diese Frage zeigt durchaus, warum es wichtig ist, Fragen zu stellen und was das Besondere an diesen ungefilterten Fragen ist: Manchmal hat man Lösungen, aber man kennt die Probleme noch nicht.
Knut Linke ist Professor für Informatik im dualen Studium an der International University of Applied Sciences (IU) am Standort Hannover. Im Fokus seiner Lehre steht dabei die solide und zeitgemäße Entwicklung von Software und die Analyse von Daten und Informationen. Im Rahmen seiner Forschung beschäftigt sich Knut mit der Nutzung und Auswirkung von neuen Medien, wie aktuell von KI-Systemen, auf Beruf und Lehre. Vor seiner Professur arbeitete er mehrere Jahre in der Wirtschaft. Anschließend forschte er zur Informatisierung der Arbeit, den beruflichen Anforderungen an Informatiker*innen sowie zu E-Learning.