Wie kam es dazu, dass du bei I’m a Scientist mitgemacht hast? Hattest du schon vorher Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation?
Ich bin im E-Mail-Verteiler des Exzellenzclusters für Maschinelles Lernen an der Universität Tübingen, wo ich auch arbeite. Dieses Projekt wurde dort beworben.
Ich habe bereits an einem Science Day am Max-Planck-Institut in Tübingen teilgenommen, der dazu diente, die Arbeit an KI in Tübingen mit den Menschen im Raum Tübingen zu kommunizieren.
Und war es dein erster Kontakt in diesem Rahmen mit der Zielgruppe Schüler*innen?
In diesem Rahmen auf jeden Fall. Davor habe ich nur während meines Lehramtsstudiums mit Schüler*innen zusammengearbeitet.
Mit welchen Erwartungen bist du in die Themenrunde „KI“ hineingegangen?
Ich hatte eigentlich keine Erwartungen. Für mich war eines der wichtigsten Dinge, den Beruf der*des Wissenschaftler*in in der Realität zu zeigen, weil es normalerweise nur abstrakte Vorstellungen darüber gibt. Viele Schüler*innen denken, dass sie sehr weit vom Forschen entfernt sind, obwohl das ja auch schon in Schulprojekten passiert.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und vielleicht auch für deine Forschung mit?
Ich nehme vor allem mit, dass das Bild über KI immer noch sehr stark von Filmen geprägt ist. Das reicht von den Weltuntergangsszenarien bis hin zur Übernahme der Menschheit durch Roboter. Ebenso, dass den meisten gar nicht bewusst ist, wie viel KI sie im Alltag bereits verwenden und gerade diese Variationen von KI noch gar nicht kennen. Ich habe auch selbst einiges über KI dazugelernt. Hierzu zählen unterschiedlichste Anwendungen von meinem Kolleg*innen, aber auch Hard Facts über die Entstehung der KI.
Mit deinem Preisgeld planst du, mit einer Schulklasse raus zu gehen und zu zeigen, wie wir mithilfe von Computern die Welt erklären können. Magst du kurz in ein paar Sätzen erklären, was du genau machen möchtest und warum du dich dafür entschieden hast, dein Preisgeld dafür einzusetzen?
Ich würde gerne mit einer Schulklasse, die sich für Informatik, aber auch Geographie interessiert, ins Gelände gehen und schauen, wie wir unsere Daten für die KI Modelle zunächst aufnehmen müssen. Anschließend will ich dann darauf eingehen, wie das Gelände, das Klima, der Mensch und die Gesteine bereits Einfluss auf unseren Boden nehmen. Das ist auch genau das, was meine KI lernt. Danach möchte ich den Schüler*innen im Computerraum zeigen, was wir mit den Daten machen und wie die KI lernt. Ich habe mich dafür entschieden, da oft der Zusammenhang zwischen Natur und KI gar nicht bekannt ist und dass die KI ohne unseren Input gar nicht funktionieren kann. Außerdem ist das spannender, als nur einen Algorithmus auf dem Computer zu zeigen 😀
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an I’m a Scientist teilzunehmen?
Lasst euch auf alle Fragen jeglicher Art ein, auch wenn sie noch so abstrakt sind. Es sind reale Gedanken von Schüler*innen. Und dann habt einfach Spaß! Man lernt selber noch viel von den anderen Wissenschaftler*innen!
Gab es eine Frage in den Chats oder auf der Webseite, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
Mich haben vor allem die Fragen der höheren Schulklassen überrascht, da diese doch vieles bereits detaillierter über KI wussten, als ich es mir vorgestellt habe. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich in der Schule das Fach Informatik gar nicht hatte. Das hat mich sehr gefreut. Die Fragen über unsere Freizeit und darüber, wie gut wir in der Schule waren, haben mich ebenfalls überrascht. Meistens wurde vermutet, dass Wissenschaftler*innen extrem gut in der Schule gewesen sein mussten und jetzt nur noch forschen von morgens bis abends.
Kerstin Rau ist Doktorandin an der Universität Tübingen, angestellt im Excellenzcluster Machine Learning. In ihrer übergreifenden Forschung zwischen der Geographie und dem Maschinellen Lernen untersucht sie, inwiefern die KI Bodeneigenschaften in Form von Karten vorhersagen kann. Dabei geht es nicht allein um die Vorhersage, sondern auch darum, wie vertrauenswürdig diese ist. Zu ihrem Lehrauftrag gehören Exkursionen mit Studierenden in die Umgebung von Tübingen, um die theoretischen Inhalte des Geographiestudiums mit der realen Welt zu verknüpfen.
Zu Kerstins Profil bei I’m a Scientist