Im Oktober des letzten Jahres wurde Niko Lahajnar zum Gewinner unserer Themenrunde Klimawandel 🌏 gekürt. Er konnte die Schüler*innen mit seiner engagierten Art sowie den faszinierenden Einblicken in seine Forschungsreisen ⛵ auf die verschiedenen Weltmeere begeistern und überzeugen. Für das Preisgeld von 500 € 💰 hatte er bereits einige Ideen, wie ihr in dem Interview, das wir letztes Jahr mit ihm geführt haben, noch einmal nachlesen könnt. Nun, knapp drei Monate später, hat Niko uns seinen spannenden Bericht geschickt. Hier erfahrt ihr, was er mit seinem Preisgeld genau gemacht hat. Viel Spaß beim Lesen!
Als über die Kommunikationsabteilung der Universität Hamburg die Anfrage kam, wer bei „I’m a Scientist“ zum Thema Klimawandel mitmachen möchte, habe ich spontan ja gesagt. Ich bin seit über 20 Jahren im Bereich Meeres- und Klimaforschung tätig und hatte mich daher sehr gefreut, als ich tatsächlich eingeladen wurde, über zwei Wochen lang den Schülerinnen und Schülern zu diesem sehr wichtigen Thema Rede und Antwort zu stehen. Es waren viele sehr spannende Fragen dabei, aber ich hätte niemals damit gerechnet, am Ende der „Lieblingswissenschaftler“ zu werden. Das war nie mein Ziel, hat mich aber natürlich umso mehr gefreut.
Nun stand ich vor der Frage: Was mache ich mit dem Preisgeld? Für mich selbst wollte ich das Geld nicht behalten. Was passt also am besten zum Thema Wissenschaft und Klima, wovon auch Schulklassen profitieren könnten? Am Ende war meine Wahl ziemlich klar: Es sollte Scientists for Future werden. Warum?
Noch nie standen der Menschheit so viele Informationen und so viel Wissen zur Verfügung wie im 21. Jahrhundert. Und doch erleben wir Tendenzen, die einen sehr nachdenklich machen. Es scheinen immer mehr Menschen Fakten und Tatsachen bewusst zu leugnen, zu verdrehen, zu ignorieren, zu manipulieren. Natürlich ist es richtig und wichtig, alles kritisch zu hinterfragen und sich eigenständig eine Meinung zu bilden. Das ist auch der Kern von Wissenschaft, wo es immer wieder darum geht zu überprüfen, ob das, was der Stand des Wissens ist, einer kritischen Überprüfung standhält. Wenn aber immer mehr Menschen tatsächlich wieder glauben, dass die Erde eine Scheibe ist, unser Planet nur ca. 10.000 Jahre alt sein soll oder durch Impfungen Nano-Roboter in unser Blut gespritzt werden könnten, dann ist das mehr als bedenklich. Woran liegt das? Wer hat ein Interesse an Falschinformationen und was soll damit bezweckt werden? Nun, ob die Erde eine Scheibe ist oder nicht, lässt sich heutzutage ja ganz einfach selbst ausprobieren. Man fährt mit der Eisenbahn bis in den Fernen Osten, überquert dann den Pazifik, macht eine schöne Tour durch Amerika und segelt am Ende über den Atlantik wieder nach Deutschland. Das geht auf einer Kugel, also unserem Planeten. Auf einer Scheibe nicht. Beweis erbracht.
Wie aber verhält sich das mit sehr komplexen Themen wie z.B. dem Klimawandel? Was sind Fakten, was ist Fiktion, was sind Falschinformationen? Natürlich kann jeder selbst beobachten, dass die Gletscher in den Alpen immer weiter abtauen oder dass wir die Schlitten im Winter immer seltener vom Dachboden holen. Aber ist das ein Beweis für den Klimawandel? Und wenn es den Klimawandel wirklich gibt, was sind die Gründe, was sind die Auswirkungen und was sind die Maßnahmen, die die Menschheit jetzt ergreifen muss? Genau darum geht es den Scientists for Future. Sie sind ein Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen, die unabhängig, überparteilich und interdisziplinär arbeiten und keiner politischen Interessengruppe angehören, nicht durch plakativen Aktivismus auffallen. Hier werden Fakten zusammengetragen, sachlich, nachweisbar, fundiert, aber eben auch verständlich. Hier kann jeder eine Fülle an Informationen bekommen, welche globalen Herausforderungen in Zeiten des Klimawandels auf uns zukommen. Es werden Handlungsoptionen aufgezeigt, was wir alle für den Klima-, Arten- und Naturschutz machen können bzw. machen müssen, um auch in Zukunft auf einem Planeten mit hoher Lebensqualität und allgemeinem Wohlergehen leben zu können. Es werden insbesondere auch Informationsveranstaltungen an Schulen angeboten, um den Falschbehauptungen und bewussten Fehlinformationskampagnen entgegenzutreten.
Ich denke, dort ist mein Preisgeld in sehr guten Händen und wir alle profitieren davon. Daher nochmals an alle ein großes Dankeschön, dass ihr offensichtlich mit meinen Antworten während der zwei Wochen gut etwas anfangen konntet. Es hat viel Spaß gemacht.
Niko Lahajnar
Niko Lahajnar ist Wissenschaftler an der Universität Hamburg und im Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN). Hier kommt ihr zu Nikos Profil bei I’m a Scientist.